hooligan

May 1, 2010

Brennende Mülltonnen sind nach wie vor ominöse Gegenstände ausgelebten Protestes. Dass man sie einfacher anstecken kann als ein Auto, bietet natürlich den ersten überzeugenden Vorteil der Tonnen. Müll verbrennen kommt im Nachhinein auch nicht ganz so knüppeldick fürs Konto, wie die Rechnung eines Neuwagens, falls mal etwas schief geht.
Zusammenfassend also: die Oskar-aus-der-Tonne-Variante für einkommensschwache Demonstranten. Was wären wir alle überrascht wenn uns eine brennende Limousine oder etwa eine brennende drei Zimmer Wohnung mit Balkon entgegenstehen würde, nicht wahr?

Außerdem kann man die Container in die gewünschte Richtung schubsen, das heißt eventuell entwickelt sich hier mit viel Fantasie ein brennendes Geschoß in Richtung des Feindes.
Ein Müllcontainer fährt allerdings nicht einmal so schnell wie ein Einkaufswagen, da auch er vier Räder besitzt, die bei jeder kleinen Unebenheit in die falsche Richtung rollen und sich selbst im Weg sind. (In diesem Zusammenhang ein nettes Bild)

Alles in Allem also eine plumpe Sache. Trotzdem zünden Demonstranten nach wie vor Müllcontainer an. Man sollte sogar mittlerweile davon ausgehen, dass die Polizei absichtlich an den Laufrouten der Demonstranten Container platziert, um vorzubeugen, dass wertvollere Sachen Feuer fangen. Das wäre so ziemlich alles Andere, das am Rande einer Straße zu finden ist.

Achtung. Dies ist keine Form eines heutigen Protestes. Brennende Müllcontainer werden hiermit zusammen mit Plateau-Schuhen als 90er Jahre Equipment abgetan und in den Ruhestand versetzt. Es kann nicht sein, dass den Anti-Menschen seit jeher nichts neues einfällt.
Einfallen kommt von einfältig, vorallem wenn es einen sehr einsamen Auftritt der Denkleistung beschreibt. Übernehmen und weitermachen. Jedes Jahr das gleiche Spiel: erster Mai. Herzlichen Glückwunsch.

Viel haben wir uns nicht ausgedacht, die Generation-2010. Eine Flashmob-Bewegung, die in vielerlei Hinsicht guerilla-gut genutzt wurde. Verkauft, 3, 2, 1 an die Wirtschaft, das virale Marketing, das mobile Marketing.
Einen Apfel und ein Ei und einen brennenden Container später sieht das Bild der kreativ-Leistung der Jugend wie eine Fehlermeldung aus. 404 not found.

Straßen Kunst, Aufkleber, Papp-Diskotheken in leeren Zeitungsverkaufsautomaten… Ein Anfang unsere Grundstimmung zu heben, die Augen vom Smartphone zu lösen, für ein oder zwei Schritte sogar die Umwelt wahrzunehmen.
Eindeutig eine bessere Alternative als brennende Milchkartons. Die Aussagen ist sogar eine zu vergleichende:

HALLO,WIRSINDHIER,WIRHÄTTENGERNEEUREAUFMERKSAMKEIT.

Die Clubszene im Expressautomaten: charmant erinnert sie daran, dass es doch vielleicht mal an der zeit wäre seinem Umfeld etwas zurückzugeben.
Hundert mal mehr gewonnen als als Feature in einem verdrehten Nachrichtenbeitrag aufzutreten, der nicht nur die Bilder der Müllcontainer ummogelt bis sie aussehen, wie eine Szene aus einem sci-fi Katastrophenfilm in Bluray Qualität. Nein, man hat später auch keine versenkten Nasenhaare, die einen nur noch wütender machen.

Wut wird verboten. Besonders als Antriebsmittel für die Generation-2010-Rakete. Bitte nur noch Kreativität und die Seele benutzen, es geht schließlich um das Weltklima, meine Lieben.

02

March 16, 2010

i love writing in the bathtub. i have to have the feeling everything could drown in a minute, thoughts, words tied to the screen. i figured it is a way to feel what i write, touch the keyword with wet, shrinkled hands, wipe over the screen with my hands, wait for the cold condensed water to run down on it. there’s only certain stories that come to my mind in a bathtub. since i’m fading fast they have nothing to do with sexual intimacy, i prefer it in every other place.

i’m focused on myself in the bathtub: things i have heard, experienced and tried so far. like trying to impress people with my looks or talking all night without talking at all. they all come down to wasting time. which in my ears sounds sweet but will loose its attraction in a few years from now, i think.

there are people wasting time with videogames which is to me more like.. deleting time.
ways i prefer to waste time:

clicking on one link, on every page you visit in the net is a fine way to waste hours and hours. you’ll make your way through fifteen planets and 5 parallel universes still glued to the couch. leaving traces on this unknown path is of high importance. be somebody else, a doctor discussing sport injuries, or a farmer complaining about the climate change. if i really had a bad day, being a person called anita who is 45 and flirting in the local radio-station’s chatroom will cheer me up.

if i’m too tired or fed up to write i still make up stories for people.
sitting in a crowded train or on a bench in an underground station talking modestly on the phone can attract any kind of audience. the trick is to give your listeners the possibility to build up an own plot out of the information you supply them with. talking about emotions especially love will draw them closer, if you find the right words, ipods will be switched off secretly.
i’m one of them and i recognize other storytellers when i hear them talk on their dead lines. it’s like we’re the grimm brothers but in dodgy trains with not so many speaking animals.
communication is based on indirect conversations in so many ways today..
the bad thing about writing in the bathtub is that after ten minutes u shrikle hard, and the water will cool off fast.

i would not mind these words drowning.

01

March 12, 2010

in diesen zeiten ist der blaue pullover ihr engster verbündeter. nicht, dass sie irgendetwas von ihm erwartet. er versteht es allerdings da zu sein. und zwar in den minuten auf die es ankommt, die sich später wiederholen, sich verfangen, zwischen terminen und leeren gedanken und sie schneller atmen lassen. auf einer ihrere reisen wurde er zeuge eines general streiks ihres verstands, einem moment der hingabe des spiels. verraten hat er nichts. seit dem ist er schwer vor erinnerung. organische baumwolle.

nicht länger als ein paar stunden sah sie ihn, ohne zu wissen dass sie ihn für den rest ihres lebens sehen würde. im gegenlicht der tief stehenden sonne ein cider in der hand. rauhe hände, ähnlich der rinde eines jungen baums. seine gedanken bauten einen eigenen kosmos zwischen zapfsäule, roter staubiger straße und dem meer auf dem braune algen trieben. er kam ihr damals so weit vor, so tief und gleichzeitig federleicht. es passierte nur, weil er sie als fremder traf und als fremder verließ.

sein gesicht konnte sie nicht zeichnen. als ganzes machte es keinen sinn, eingebrannt hatte sich nur der weg den sie über seine züge tastete. ihr gedächtnis zeichnet die form seiner mundwinkel, die farbe seiner lippen, die schweißtropfen die in seinen nacken liefen.
bis heute fehlt ihr ein wort für die farbe seiner haut. ebenfalls für den kontrast seiner haut auf ihrer. holzig sah es aus, helles holz in dunklem holz, ein schattenspiel ohne einer möglichkeit des schattenwurfs. haut auf haut, auf haaren, verbunden durch salzigen schweiß, der trocknete und salzkrusten auf seinen schultern hinterließ.

sein geruch mischte sich mit dem der abgestandenen luft aus dem aircon. benzin, staub, tage alte erhitzte luft, schweiß, ihre creme. momente später war es eins, er in ihr, auf ihr, so sehr bei ihr, dass sie glaubte er würde sie einatmen.

sie machten es. er machte es ihr bis ihr schwarz vor augen wurde, er ließ sie zu atem kommen um wieder in sie einzudringen. das rosane innere seiner dunklen lippen auf ihren brustwarzen.
der blaue pullover war nicht dabei. doch er war da, als sie erfuhr dass sie ihr leben nicht auf leidenschaft, cider und sonne bauen konnte.

Liam.

November 5, 2009

Sein Blick wanderte über eine Landschaft aus Handtüchern und Teppichresten, die auf dem Boden des Apartments verteilt lagen. Über die Jahre hinweg lösten sich deren Fasern so systematisch, als hätte man sie mit Enthaarungscreme eingestrichen. Gott sei Dank roch es nicht so. Liam hasste den muffigen Geruch den die frisch enthaarten Beine seiner Mutter im Badezimmer hinterließen..

Seit er die High School besuchte durfte er zu Hause rauchen. Und seit er in dieser Stadt lebte, wollte er es auch.

Seine Haare fielen ihm nicht direkt elegant ins Gesicht, viel eher ins Auge, was seine Sicht oft bei einer abrupten Kopfbewegung maßgeblich behinderte. Das lag daran, dass seine Wimpern eher spärlich, teilweise auch gar nicht wuchsen.

Sobald eine ausfiel, musste er sich eine neue wünschen und verschwendete damit jeden Wimpern-Wunsch, der ihm zustand. Die Haare abschneiden lassen war keine erwägenswerte Alternative. Sie waren seine Rechtfertigung in der sechsten Klasse zu existieren ohne neben Danny sitzen zu müssen, der angeblich zwei Väter hatte.

Liam hätte nichts dagegen wenigstens einen zu haben. Dass Dannys Papa Dannys anderen Papa liebte störte Liam nicht. Aber er war kein Kreuzritter.

Er war gerade fünf Jahre alt geworden, als sein Vater eines Tages nicht mehr auftauchte. Mit seinem Verschwinden hatte sich jede Normalität seiner Mutter ebenfalls erledigt. In den ersten Monaten wickelte sie alle Möbel mit Alufolie und Auto-Tape ein, um nur nichts zu berühren was Liams Vater jemals angefasst hatte. Jede Spur die er hinterlassen hatte beseitigte sie gründlich.

Früher hatte Liam sobald er auf einem der Teppiche ein graues Haar fand dieses seines Erachtens grausam hingerichtet. Er hielt es in den Toaster bis es verglühte, oder band es an einen Nagel, den er aus der Wand zog, um es langsam die Kloschüssel hinab sinken zu lassen.

lerner’s animation

December 4, 2008

es bricht mir das herz:

(to) crush

November 28, 2008

papertoys

November 27, 2008

(du bist fallschirm, fluglotse und maneuver kritiker für mich. ich bin dein autopilot. du besorgst mir nummern, ich bring dir bei, wie man frauen zum schmelzen bringt.

sie sitzt am schreibtisch – gehypte, mit einem donut in der hand.)

16:37

November 26, 2008

SEALAND

November 26, 2008

es gibt zu diesem fleckchen hell of a lot zu erzählen.


aber da hab ich gerade keine zeit für. also kriegt ihr wieder nur meinen loop text, der nicht mehr als 8000 zeichen haben durfte. sehr brav. aber für eine mittwoch nachmittag geschichte ist es grade gut.


„Sealand“ ist so ziemlich einer der skurrilsten Orte im Meer, von dem wir seit langem gehört haben. Der ehemalige Flottenstützpunkt, wenige Kilometer vor der Küste Englands, ist Fürstentum, Mikronation und verfügt über eine Exil Regierung auf einer heruntergekommenen Hühnerfarm in Brandenburg.

Abgesehen davon, ist Sealand in Mitten von Wind und Wellen der perfekte Spot für die Red Bull Access All Areas Jungs. Zwei vom Salzwasser angegriffenen Beton Säulen, die „Rough Towers“, die eine angerostete Plattform viele Meter über dem Meer tragen, wurde zur Herausforderung für fünf internationalen Skater. Skatefotos kennt jeder, aber über den kleinen Staat haben wir Euch noch etwas zu erzählen.

Paddy Roy Bates, ein Veteran der britischen Armee, besetzte den Seestützpunkt 1965 um einen Piratensender zu installieren und so gegen das Monopol der BBC vorzugehen. Dabei stellte Bates fest, dass “Fort Rough“ in internationalen Gewässern lag und machte aus der Stahl-Insel mitten im Meer seine eigene Nation. Er nannte sie „Sealand“ und wählte sich selbst als deren Fürst.
Alle Marineboote die von diesem Tag an der Insel zu nahe kamen – sei es nur um eine Boje zu reparieren – wurden beschossen. Doch da sich die englischen Gerichte nicht in internationalen Zonen zuständig fühlten, wurde Bates jedesmal freigesprochen. Dies interpretierte der Major als offizielle Anerkennung seiner sealändischen Souveränität. Bates fing an Pässe und Briefmarken zu drucken. Doch nachdem er etwa dreihundert Dokumente an Freunde verschickt hatte, tauchten über 4000 gefälschte Kopien auf dem chinesischen Schwarzmarkt auf.

Einige Monate später, wurde die spanische Guardia Civil auf Sealand aufmerksam, als ein inhaftierter Nachtclubbesitzer sich als Konsul von der Plattform ausgab. Wegen russischen Geldwäschern, marokkanischen Haschischschmugglern und Waffenhändlern, die nach und nach alle einen sealändischen Pass vorwiesen, wurden die Originale vom wütenden Bates wieder eingezogen.

1975 versuchte der deutsche Professor Alexander Achenbach die Plattform zu erobern. Er gewann das Vertrauen des Fürsten und lud diesen mit seiner Frau zu einem Geschäftsessen nach Österreich ein. Während dessen stürmten seine holländischen Partner die Insel mit einem Helikopter und setzten Prinzen Michael, den Sohn des Fürsten, der auf der Insel geblieben war, ohne Pass und Geld in Holland aus. Da sich die ehrwürdige Fürstenfamilie aber nicht gegen einen betrügerischen Deutschen und holländische Kriminelle geschlagen geben wollte, mieteten diese ebenfalls einen Hubschrauben an und eroberten ein paar Tage später die Plattform zurück.

Achenbach, dem der Fürst vorher aus Freundschaft den Titel „Premierminister“ verliehen hatte, wurde als Staatsmitglied zu lebenslanger Haft verurteilt. Deutschland musste einen Diplomaten schicken, der den Professor mit viel Geduld und Überzeugungskraft nach Deutschland zurückholen konnte.
Auch zu Hause wartete eine Gefängnisstrafe auf ihn.
Vorher schon traf Achenbach auf Johannes Seiger, einen bizarren Charakter aus Rheda-Wiedenbrück. Dieser lebt jetzt als Exil-Sealänder auf einer alten, verseuchten Hühnerfarm in Brandenburg.
Der Mann ist befallen von Größenwahn, Besessenheit und Verfolgungswahn und wurde unter anderem des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verdächtigt. Hundertschaften durchsuchten seine heruntergekommene Farm in Trebbin, den Polizisten schickte er hinterher Morddrohungen.

Seiger der einst völlig normal mit seiner Frau und seinen Kindern in einem gemütlichen Haus lebte, widmet sein Leben heute der kleinen Plattform vor der englischen Küste – auch wenn er noch nie da gewesen ist.
Er gründete eine Sealand Trade Korporation und schloss einen Vertrag mit der Roten Armee, alle nicht heimgeführten Güter in Deutschland zu verschrotten. Er kaufte die Legebatterie in Brandenburg um Platz für Abc Schutzanzüge, Panzer und massenhaft Armeestiefel zu schaffen. Die Stadt Trebbin klagte vor Gericht – auch gegen den Geruch von verbranntem Gummi der sich nachts über die Stadt legt.

Viele Unternehmen führen Prozess gegen diesen Mann, der die Bundesrepublik nicht anerkennt und Briefköpfe mit dem Absender: c/o diplomatische Vertretung des Fürstentums Sealand im Deutschen Reich… druckt. Damit schreibt er Rechnungen über Milliarden an die deutsche Telekom und Briefe an die Bundeskanzlerin, die er im Internet veröffentlicht.

Da gibt Seiger auch seine Kontodaten an, denn er allein weiß, wo das Bernsteinzimmer versteckt ist und sammelt Geld, um es bald auszugraben. Außerdem ist er davon überzeugt, dass es die deutsche Flugscheibe gab – Hitlers Ufo. Das ist jetzt wie 30 U-Boote von damals, in der Antarktis versteckt. Ob Seiger spinnt, oder sich so an Behörden und Ämter vorbeischmuggelt, ist offen.
Der Mythos Sealand hat jedoch ein beträchtliches Ausmaß angenommen. Fast täglich stößt man auf neue, noch unfassbarere Geschichten.

Man könnte sogar sagen, dass die Access All Areas Aktion von Red Bull ein wenig Normalität in die kleinste Nation der Welt gebracht hat.
„Skater sind Freigeister wie wir“, sagt Sir Roy Bates. Doch so ganz wohl war denen nicht, als sie mit dem Boot gegen die Wellen aufs Meer fuhren. Der Spot, da waren sich hinter her alle einig, war verdammt groß – auch wenn sie die Bretter mit verlängerten Schnürsenkeln an ihren Schuhen festbinden mussten, damit diese nicht über den Rand der Plattform in den Tiefen des Meeres verschwinden konnten.

mehr märchen vom seiger gibts von einem spitzen journalisten bei brand eins:


Serial No. 3817131
Vor ein paar Jahren lösten die Soldatinnen der Israel Defense Force einen Skandal mit einer Fotostrecke in der amerikanischen „Maxim“ aus. Die jungen Frauen standen mit fordernden Blicken in Unterwäsche vor der Kamera. Diese entwaffnenden Bilder sollten einen Kontrast zu den gewöhnlichen Nachrichten über Attentate und Anschläge bilden und die amerikanische, männliche Bevölkerung dazu bewegen, ihren nächsten Urlaub in Israel zu verbringen. Die israelische Regierung wurde damals scharf kritisiert, doch das internationale Interesse an der Armee der Soldatinnen wuchs.

Frauen kämpften schon 1948 für die Unabhängigkeit Israels. Damals jedoch nur, weil die Truppenstärke der IDF nicht ausreichte, um die arabischen Armeen zu schlagen. Auch heute ist Israel eines der wenigen Länder auf der Welt, in dem für Frauen der Wehrdienst noch gesetzlich vorgeschrieben ist.
Ein Jahr und neun Monate muss jedes Mädchen nach seinem Schulabschluss bei Militär ausgebildet werden. Weigern können sich nur die, die religiöse Gründe haben – oder schon eine eigene Familie. Doch viele junge Frauen sehen in ihrem Wehrdienst eine Möglichkeit, der Gesellschaft und dem Land, in dem sie groß geworden sind, etwas zurück zu geben. Mit Stolz beenden sie Ihre Ausbildung bei der Armee.


In dem Land, das seit fast sechzig Jahren immer wieder durch Unruhe erschüttert wird, stößt die Verweigerung des Wehrdienstes meist nur auf Unverständnis. Als Omer Goldman, die Tochter des ehemaligen Chefs des israelischen Geheimbunds im Oktober diesen Jahres ihre Verpflichtungen gegenüber dem Militär ablehnt, kommen nur wenige junger Leute, um sie auf dem Weg in eines der IDF Gefängnisse zu begleiten. Während eines Besuchs in Palästina hatte die junge Frau festgestellt, dass die israelischen Soldaten Befehlen blind gehorchen, als sie wahllos das Feuer auf Zivilisten eröffneten. Von diesem Tag an, hatte das Mädchen sich mit psychologischer Betreuung auf ihre Inhaftierung im Militärgefängnis vorbereitet. Nach jeweils 21 Tagen wird Omer jetzt vor einem Ausschuss gefragt, ob sie ihre Meinung geändert hat – bis entweder sie, oder das Militär daran ermüdet und aufgibt.


Doch auch für die Mädchen, die sich bewusst für den Wehrdienst entscheiden ist die Zeit beim Militär eine Herausforderung. Denn in der Kaserne sind sie nur eine Nummer unter vielen Anderen. Sie müssen ihre Identität abgeben und werden für einundzwanzig Monate ein Teil einer großen Gemeinschaft. Einsamkeit und Freundschaft wohnen in den Häusern der Ausbildungskasernen nah beieinander. Denn auch unter den Mädchen herrscht eine inoffizielle aber deutlich spürbare Rangordnung.
Ihre Ausbildung besteht zwar aus kürzeren Märschen und leichterem Training als die ihrer männlichen Kameraden, doch mit Waffen umzugehen lernen alle israelischen Soldaten. Ihr eigenes Sturmgewehr, eine M16, dürfen die jungen Frauen nicht einmal im Duschraum aus den Augen lassen. Abends sitzen sie zusammen, rauchen, telefonieren mit ihren Freunden.


Rachel Papo, eine amerikanische Fotografin mit israelischen Wurzeln, hat diese jungen Frauen jetzt in ihrem militärischen Alltag festgehalten. Auf einigen Bildern sehen die 18-jährigen aus wie junge Mädchen, auf den anderen wie erfahrene Frauen. Viele Gesichter sprechen von Einsamkeit, andere von Neugier und Freundschaft.
Auf einem Foto steht ein hübsches junges Mädchen mit Uniform in der israelischen Nacht und raucht vor ihrer Kaserne. Ihre Körperhaltung drückt Entschlossenheit aus, doch ihr Gesichtsausdruckt verrät Zweifel. Papo findet sich in diesen gegensätzlichen Bildern wieder, denn auch sie leistete ihren Wehrdienst in einer der Lager ab. Sie lief mit ihren Kameradinnen durch die staubige Hitze Israels, lernte, wie man eine Uzi auseinander und wieder zusammen baut. Die Einsamkeit ist ihr aus diesen Tagen in Erinnerung geblieben. Doch ihre Fotos von lachenden Soldatinnen die die Armee zu Freunden gemacht hat, beweisen, dass Papo die Sensibilität besitzt eine Welt die sie nur von innen kennt, still durch ihre Kamera von außen zu betrachten.

stark